Good Bye, eBay

Kürzlich hatte ich über Veränderungen im Lauf der Zeit sinniert, jetzt ist es schon wieder so weit. Ich habe sie noch in meinem Archiv, die E-Mail vom 18.09.2000, mit der mir eBay meine Registrierung als neuer Nutzer bestätigt hat. Im Lauf der darauffolgenden gut 20 Jahre habe ich als Käufer und Verkäufer bei eBay in Summe für Umsätze im satt fünfstelligen Euro-Bereich gesorgt. (Eigentlich erschreckend, wenn man so darüber nachdenkt…) Die eine oder andere Episode daraus hat’s bekanntermaßen auch in diesen Blog geschafft. 😉

Jetzt, im Mai/Juni 2021, hat eBay allerdings gleich drei massive Änderungen für Privatverkäufer auf einmal eingeführt:

  1. Die Verkaufsprovision wird von 10 % auf 11 % erhöht, dazu kommt noch eine Art „Grundgebühr“ von 5 Cent für Höchstgebote bis €10,— bzw. 35 Cent für Höchstgebote von €10,— und darüber. So weit, so lästig, aber bis hierher könnte ich unter der Überschrift „Marktwirtschaft“ noch schlucken.
  2. Die Verkaufsprovision wird jetzt nicht mehr nur auf den Kaufpreis, sondern zusätzlich auch auf die Versandkosten fällig. Und hier fängt es aus meiner Sicht an, unverschämt zu werden: Dass eBay Provision auf den Kaufpreis verlangt, finde ich absolut legitim, denn eBay stellt den Marktplatz zur Verfügung, auf dem Verkäufer und Käufer zueinander finden und an dem sich der (End-)Preis bildet. Die Versandkosten sind jedoch im Wesentlichen das Porto und – je nach persönlicher Preisgestaltung – unter Umständen auch noch Geld für Verpackungsmaterial. Mit anderen Worten also nicht eBays Leistung. eBay versucht hier somit, sich an den Leistungen Dritter zu bereichern. Die Idee ist übrigens nicht neu, eBay hat das von Mai 2015 bis März 2016 schon einmal versucht, musste dann allerdings wieder zurückrudern.
  3. Privatverkäufer müssen zwangsweise die neue eBay-Zahlungsabwicklung nutzen, außer „Barzahlung bei Abholung“ sind keine weiteren Zahlweisen mehr zugelassen. Bei dieser Zahlungsabwicklung zahlt der Käufer nicht mehr an den Verkäufer, sondern über verschiedene Möglichkeiten wie PayPal, Kreditkarte oder Lastschrift an eBay. eBay überweist dann irgendwann (man kann als Verkäufer angeblich „tägliche“ und „monatliche“ Auszahlung auswählen) an den Verkäufer und behält dabei sämtliche Gebühren gleich ein. Das klingt auf den ersten Blick unspektakulär, aber wenn man sich, wie ich, an die Zeiten erinnert, als PayPal in gefühlt jeder zweiten Ausgabe der Zeitschrift c’t in der Rubrik „Vorsicht, Kunde!“ zu Gast war, weil PayPal mal wieder nach Gutsherrenart wegen angeblicher Streitfälle willkürlich Kundenguthaben eingefroren hat, sieht die Sache schon anders. Gerade bei einem Unternehmen, das derart schlecht laufende und intransparente Geschäftsprozesse hat wie eBay, rechne ich mit einem ähnlichen Verhalten. Zugleich erwartet nämlich eBay auch von Privatverkäufern, dass sie die Ware verschicken, sobald eBay den Zahlungseingang des Käufer registriert hat, also noch lange, bevor der Betrag auf dem Konto des Verkäufers und damit in relativer Sicherheit vor Willkür ist. Das heißt, sobald ein böswilliger Käufer auch nur einmal kurz zuckt, dürfte man als Privatverkäufer sowohl Geld als auch Ware los sein. Übrigens führt eBay mit den neuen Gebühren auch gleich noch eine Strafgebühr für Verkäufer in Höhe von €19,04 (warum eigentlich so ein krummer Wert?) ein, die fällig wird, sobald eBay in einem „Streitfall“ für den Käufer und gegen den Verkäufer entscheidet. Honni soit qui mal y pense…

Das alles hat eBay mit der Brechstange durchgedrückt. Privatverkäufer, die dem nicht zugestimmt haben, können inzwischen keine neuen Angebote mehr einstellen. Für mich war das alles zu viel und ich habe den Änderungen nicht zugestimmt. Dementsprechend sind am vergangenen Sonntag meine bis auf Weiteres letzten eBay-Angebote ausgelaufen. Als nächstes werde ich mein Glück auf Hood.de versuchen. Mal schauen, was das noch so alles an Überraschungen bringt.

Ach ja, und weil ich mich über das Verhalten von eBay so ärgere, werde ich zukünftig soweit es nur irgendwie geht, eBay auch als Käufer fern bleiben. Zugegeben, das läuft in der Praxis darauf hinaus, dass ich wohl mehr bei Amazon kaufen werde, was moralisch ja auch nicht so ganz einwandfrei ist, aber irgendeinen Tod muss man immer sterben. Elektronik-Kleinkram habe ich inzwischen auch schon ein paar Mal überraschend schmerzfrei via Aliexpress direkt aus China gekauft.

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3 Pings/Trackbacks für "Good Bye, eBay"

  1. […] hatte ich ja schon darüber geschrieben, dass ich mit den jüngsten Veränderungen bei eBay unzufrieden bin und eBay daher meiden möchte. Als ich nun kürzlich ein Ersatzteil für ein altes Telefon […]

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