G-Klasse Hecktür (Schließzylinder und Zentralverriegelung)

Ein weiteres Problem bei meiner G-Klasse war das nicht funktionierende Schloss der Hecktür. Das begann schon damit, dass sich der Schlüssel nicht vollständig in den Schließzylinder stecken ließ.

Der Schlüssel lässt sich nicht richtig in den Schließzylinder stecken. (Der Türgriff ist hier bereits ausgebaut.)

Also war Zerlegen angesagt…

Schließzylinder

Zunächst einmal musste ich mich um den defekten Schließzylinder kümmern. Um da ‘ran zu kommen, muss zunächst die Innenverkleidung der Hecktür ab. Das geht erfreulich einfach: Als erstes den Griff der Hecktür abschrauben (an die Schrauben kommt man, indem man die beiden kleinen Abdeckungen rechts und links am Griff vorsichtig heraushebelt), dann die Blende um den Türöffnergriff entfernen, indem man sie ca. einen halben Zentimeter seitlich von den Türscharnieren wegdrückt und abnimmt. Die Innenverkleidung hängt dann nur noch an diversen Kuntstoffclips und kann einfach abgehebelt werden.

Danach kann man den Türgriff ausbauen: die Schraube, die das schmälere Ende (das ohne den Schließzylinder darin) hält, auf der Innenseite der Tür etwas lösen. Danach die Schraube auf der Seite der Tür, die das Ende des Griffs mit dem Schließzylinder darin hält, entfernen. Ist das geschehen, kann man den Griff ein wenig in Richtung der Türscharniere schieben und entnehmen. Bei Hans Hehl gibt’s dazu ein paar Bilder, ich hab’s leider nicht fotografiert.

Hat man den Griff ausgebaut, geht es ans weitere Zerlegen: Den Schließzylinder bekommt man aus dem Griff, indem man das Betätigungshebelchen an der Stirnseite des Schließzylinders entfernt. (Auf dem Foto unten die gelb chromatierte Schraube mit Pozidriv-Antrieb.) Danach ist der Sprengring (auf dem Foto noch massiv verrostet) dran. Achtung, der hält auch die Feder, die den „Knopf“ zum Türöffnen nach außen drückt!

Verdreckter und verrosteter Betätigungsmechanismus des Hecktür-Türgriffs

Ist das geschehen, liegt endlich der eigentliche Schließzylinder vor einem. Bei mir entpuppte sich der quasi als einziger Klumpen aus Rost und Dreck – kein Wunder, dass sich der Schlüssel da nicht mehr hineinstecken ließ. Einen gefühlten Liter WD40 und diverse Anwendungen zärtlicher Gewalt hatte ich den Schließzylinder dann zumindest soweit, dass ich die Schließplättchen nebst Spannfedern entnehmen konnte. Profi-Tipp an dieser Stelle: Beim Entnehmen der Schließplättchen die Plättchen nicht durcheinander bringen und keine Teile verlieren! 😉

Zerlegter Schließzylinder mit Schließblättchen.

Die Schließplättchen habe ich vorsichtig(!) mit feinem Schmirgelpapier von Dreck und ihrer Oxidschicht (die Plättchen sind aus Messing, rosten im engeren Sinn können sie also zum Glück nicht) befreit und das alte Fett mit Benzin aus den Federchen gespült. Den Korpus des Schließzylinders habe ich mit weiteren Unmengen WD40 gereinigt. Die verrosteten Teile wie zum Beispiel den Sprengring und die Feder im Griff habe ich teils mit Schleifen, teils mit Rostumwandler entrostet. Danach habe ich alles frisch eingefettet und wieder zusammengebaut.

Zentralverriegelung

Nach dem Einbau des Griffes ins Auto tauchte allerdings das nächste Problem auf: die Zentralverriegelung funktionierte nur eingeschränkt. Zentrales Auf- und Zuschließen an Fahrer- und Beifahrertür funktionierte zwar, an der Hecktür funktionierte jedoch nur das zentrale Aufschließen. Die naheliegendsten Gründe wie einen defekten ZV-Motor, einen Wackelkontakt am Stecker zum ZV-Motor oder einen Kabelbruch im Bereich des Türscharniers konnte ich relativ schnell ausschließen. Dann wurde es kompliziert.

Das erste Problem war, einen passenden Schaltplan zu finden, denn der hat sich beim W463 im Laufe der Zeit verändert –  auch in einem Detail, das hier entscheidend war. Fündig geworden bin ich dann in der sogenannten „Einführungsschrift“ für die Baureihe W463, einer internen Dokumentation von Mercedes für Werkstätten, die das damals neue Fahrzeug in vielen technischen Details vorstellt. Doch nun zum Aufbau der Zentralverriegelung: Im Elektrokasten unterhalb der Handschuhfachs findet sich ein zentrales Steuergerät (Teilenummer A009 545 19 32). An dieses Steuergerät sind die Motoren aller Türen plus der Tankklappe parallel angeschlossen, werden also alle gleichzeitig betätigt. („Parallel“ bezieht sich hier rein auf die elektrische Verschaltung, der Kabelbaum, an dem die Motoren hängen, scheint sich im Auto durchaus zu verzweigen.) Die Motoren haben dabei die Kabelfarben blau und weiß. In den Motoren, die an Türen mit Schließzylindern sitzen, sind zusätzlich jeweils noch zwei Schalter eingebaut, die die Stellung der Verriegelung an das Steuergerät melden. Die Schalter sind Schließer gegen Masse (braune Kabelfarbe). An dieser Stelle wird’s ungewöhnlich: Die Schalter, die das Entriegeln ans Steuergerät melden (Adernfarbe braun-weiß), sind ebenfalls alle parallel angeschlossen. Bei den Schaltern, die das Verriegeln ans Steuergerät melden, sind nur die Schalter der Fahrer- und der Beifahrertür (Adernfarbe braun-blau) parallel geschaltet. Der Schaltkontakt, der Verriegeln von der Hecktür meldet, ist hingegen an einen separaten Eingang des Steuergerätes geführt (Adernfarbe braun-blau-weiß).

Nachdem ich mit diesem Wissen das Steuergerät ausgebaut hatte, und die „Eingangssignale“ direkt am Stecker, der auf das ZV-Steuergerät gesteckt wird, durchgemessen hatte, schien alles darauf hinzudeuten, dass eben dieser separate Eingang am Steuergerät defekt war. Also ein gebrauchtes Steuergerät (ein neues direkt von Mercedes hätte rund €170,— gekostet) aus den Niederlanden(!) gekauft und eingebaut. Damit funktioniert die Zentralverriegelung nun wieder wie sie soll.

Sozusagen im Epilog ergab sich dann allerdings doch noch eine Merkwürdigkeit: Ich habe das alte, vermeintlich defekte Steuergerät anschließend aus Neugier zerlegt (geht zum Glück zerstörungsfrei) und mit einem Labornetzteil noch einmal durchgetestet. Dabei funktioniert dann plötzlich auch der separate Schalteingang für die Hecktür wieder wie gewohnt.

Innenleben des Steuergerätes der Zentralverriegelung.

Gut, viel zu Reparieren hätte es im Steuergerät ohnehin nicht gegeben. Das IC (Telefunken U2550) scheint etwas Exotisches zu sein, wenn es nicht gar eine Sonderanfertigung für den OEM der Zentralverriegelung (Kiekert) ist. Und auch der Schutzlack auf der Platine hätte eine Reparatur nicht einfacher gemacht.

Egal – im Moment funktioniert die Zentralverriegelung wieder und ich weiß jetzt, wie sie funktioniert und wo ich im Wiederholungsfall ggf. Fehler zu suchen habe.

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