Wüsten- und Windstrom

In der vergangenen Woche gab’s aus energietechnischer Sicht gleich zwei bemerkenswerte Ereignisse: Zum einen die mit viel Pomp gefeierte Gründung von Desertec und zum anderen die Fertigstellung des ersten Windrades im ersten Offshore-Windpark in der Deutschen Bucht, Alpha Ventus.

Beschäftigen wir uns zunächst mit ersterem, Desertec: Zwölf Unternehmen haben sich vorgenommen, bis zum Jahr 2050 15% des europäischen Strombedarfs mit Hilfe von Solarkraftwerken in Nordafrika zu decken. 400 Mrd. Euro soll das ganze kosten. Gänzlich neu ist die Idee nicht, in den Wüsten dieser Welt steht in der Tat sowohl jede Menge Sonnenenergie und die zu deren Nutzung benötigte Fläche zur Verfügung. Bislang wurden solche Ideen jedoch stets mit dem Einwand „nicht durchführbar“ zurückgewiesen. Da staunt der Laie und der Fachmann wundert sich, warum es nun auf einmal doch gehen soll. Zumal gerade in dem Aspekt, der meiner Meinung nach das Hauptproblem des ganzen Unterfangens darstellt, nämlich der Transport des gewonnenen Stroms nach Europa, in letzter Zeit kaum technologische Fortschritte erzielt wurden. Mich beschleicht dabei der Verdacht, daß sich hier ein Stück Geschichte wiederholen soll und wird: Nämlich die des grandios gescheiterten Cargolifters: Erst großzügig staatliche Subventionen kassieren und dann doch Pleite gehen bzw. das Projekt einstellen. Dessen ungeachtet hoffe ich aber, daß es nicht so kommt, denn über kurz oder lang kommen wir nicht um eine intensive Nutzung von regenerativen Energien nicht herum.

Bezüglich des Erfolgs sieht es beim zweiten angesprochenen Projekt, Alpha Ventus schon deutlich besser aus: Windkraftanlagen sind inzwischen gut beherrschte Technik und auch der Gesamtrahmen des Projekts ist deutlich weniger ergeizig und dafür realitischer. Das Problem hierbei liegt jedoch langfristig gesehen auch hier im Transport der offshore gewonnen Energie: Planungen gehen inzwischen von teilweise über 20 Gigawatt zukünftig installierter Leistung in der Deutschen Bucht aus – und diese Energie muß dann irgendwie über den Rest Deutschland verteilt werden. Ein Grafik von RWE Transportnetz Strom zeigt schön die kommende Ungleichverteilung von Stromverbrauch und -Erzeugung in Deutschland. An und für sich wäre das ja alles kein Problem: Neue Hoch- und Höchstspannungsleitungen lassen sich von der technischen Seite her betrachtet recht einfach bauen. Doch hat man da die Rechnung ohne den deutschen Michel gemacht, der gerade im Kleinen oft sehr stark unter dem NIMBY-Snydrom leidet. Und so werfen sich einer zu bauenden Hochspannungstrasse gefühlte drei Bürgerinitativen pro Trassenkilometer in den Weg. Es bleibt festzuhalten: Der Durchschnittsdeutsche empfindet Kernkraft als hochgradig böse, Kohlekraftwerke als viel zu dreckig und eine der wenigen Alternativen als unästhetisch. Darüber hinaus mag man dann auch nicht Voraussetzungen schaffen, um die zugegebenermaßen nicht übermäßg schönen Windräder aus dem Sichtfeld zu verbannen. Es gibt eben doch Dinge, die man nicht verstehen kann…

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