Webshop-Ungemach

Kürzlich gab’s mal wieder eine unangenehme Arbeit zu vergeben und ich habe einmal mehr nicht „Nein, danke!“, sondern „Ja, bitte!“ gesagt. Konkret geht es dabei um eine kleine Webseite nebst Webshop, die/den ein guter Bekannter zukünftig zu betreiben gedenkt. Die Webseite mit ein paar Seiten statischem HTML ist dabei kein Problem. Sowas ist ja schnell zusammengeschrieben, wenn man auf einen gewissen Fundus an Codeschnipseln zurückgreifen kann und zudem den Inhalt größtenteils fertig geliefert bekommt.

Anstrengend wird es hingegen, wenn der Webshop ins Spiel kommt. Sowas „mal eben“ selbst zu schreiben, scheidet von vornherein aus, das würde im Einmann-Betrieb wohl zur Lebensaufgabe ausarten. Bleiben noch die – mehr oder weniger – fertig verfügbaren Lösungen. Nachdem das ganze wie üblich möglichst wenig kosten soll, schrumpft die Auswahl jedoch schnell stark zusammen, weswegen sich der Griff zu osCommerce anbot.

Eingerichtet ist das Basispaket von osCommerce angenehm schnell: Dateien auf den Server kopieren, Datenbank nebst zugangsberechtigtem User anlegen, das Install-Skript aufrufen und darin ein paar einfache Fragen beantworten – fertig. Doch danach fängt die eigentliche Arbeit erst an, wobei die Angelegenheit in zwei Teilprobleme zerfällt: Zum einen gibt es die rechtliche Lage, denn Vater Staat hat in den letzten Jahren in einem Anfall von vorgetäuschter Fürsorglichkeit versucht, den gemeinen Endverbraucher als solchen vor sich selbst zu schützen und hat ein riesiges, rechtliches Regelwerk aufgehäuft, das es zu beachten gilt. Das fängt bei relativ harmlosen Vorschriften über das Impressum und AGB an, geht über Datenschutzerklärung und Widerrufsbelehrung (wobei letztere es juristisch durchaus in sich hat) und endet bei Krachern wie der PAngV.

Und man ist als Webshop-Betreiber gut damit beraten, diesen ganzen Rechts-Wirrwarr bis aufs Jota zu befolgen und einzuhalten, sonst droht finanzielles Unheil. Denn die Abmahnung, welche der Gesetzgeber in grauer Vorzeit als unbürokratisches Wettbewerbs-Regelinstrument zwischen Unternehmern ersonnen hat, hat sich in der jüngeren Vergangenheit weitgehend zu einer selbstlaufenden Gelddruckmaschine für geldgeile Anwälte gemausert.

Immerhin wird man aber bei der technischen Umsetzung z.B. der Vorschriften der PAngV durch Erweiterungen, Add-Ons etc. durch die osCommerce-Gemeinde unterstützt. Aber gottseidank ist in puncto Rechtssituation bei mir zumindest ein Minimum an Vorwissen vorhanden, sonst würde man wahrscheinlich einen Teil der juristischen Fettnäpfchen nicht einmal kennen. Wirtschaftliche Eigeninitiative wird so in Deutschland aber jedenfalls nicht gefördert…

Das zweite Teilproblem schließlich ist leider osCommerce selbst. Das HTML, das osCommerce generiert, ist tiefstes Mittelalter tiefste 90er Jahre. Das komplette Seitenlayout besteht aus einer einzigen Tabelle mit zig-dutzend Zellen, der Seiten-Navigationsbaum beispielsweise wird mit <br> und &nbsp; “formatiert”. Verfechter semantisch korrektem HTMLs – wie ich – brechen gerne in leises Schluchzen aus, wenn sie solcherlei angesichtig werden. Also habe ich gestern Abend erst einmal damit verbracht, den dafür verantwortlichen PHP-Code zu verstehen und so abzuändern, daß jetzt eine (ggf. verschachtelte) <ul>-Liste verwendet wird.

php-screenshot

Immerhin verwendet osCommerce schon CSS, allerdings scheint den Entwicklern der „Cascading“-Aspekts der Stylesheet nicht besonders geläufig gewesen zu sein. Die bereits genannten Dutzenden Tabellenzeilen sind fast alle mit individuellen Class-Identifiern versehen, die dann in der CSS-Datei – oft redundant – mit Schriftformatierungen (Größen übrigens in Pixeln) versehen werden. Das Stylesheet habe ich dann als nächsten Schritt massiv entschlackt und angefangen, das Aussehen des Shops in Richtung meiner Vorstellungen und den Vorstellungen meines Bekannten zu prügeln.

Lange Rede, kurzer Sinn: da wird wohl noch sehr viel Arbeit in dieses Projekt fließen müssen…

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