Wie ich schon mal geschrieben hatte, bin ich nebenbei noch für die Rechner meines Arbeitgebers zuständig. Das hat heute für eine Art unfreiwillige Zeitreise gesorgt. Doch der Reihe nach…
Ich muß voraus schicken, daß wir eine Hochgeschwindigkeitskamera haben, die mittels eigener PCI-Karte an einen Meßrechner angeschlossen ist. Laut Auskunft der Kollegen läuft die dazugehörige Auswerte-Software aber ausschließlich unter Windows NT 4.0. Nun ist es so, daß die Bilder, die die Kamera aufnimmt, natürlich zwecks Auswertung usw. auch irgendwie vom Labor zum Arbeitsplatzrechner des „dazugehörigen“ Mitarbeiters kommen müssen. Aus diversen Gründen gibt’s in diesem Labor kein LAN (und soll dort auch nicht hin) und „USB“ ist für eNTe 4.0 ein Fremdwort. Also ist das so eingerichtet, daß man die Daten mit einer IDE-Festplatte im Wechselrahmen vom Labor ins Büro transferiert. Nicht besonders schön, funktioniert aber prinzipiell.
Dummerweise ist eben jene Festplatte kürzlich mit einem Elektronikdefekt gestorben. (Nein, ich will an dieser Stelle dem neuen Kollegen nicht unterstellen, daß er daran schuld ist. ;)) Eine alte IDE-Festplatte konnte ich gottseidank noch aus dem Hardware-Fundus ausgraben, aber damit gingen die Probleme erst so richtig los:
- hat der betreffende Kollege natürlich einen brandneuen PC. Glücklicherweise hat der sogar noch einen IDE-Controller, was heutzutage auch nicht mehr selbstverständlich ist. Allerdings hängt der natürlich längst nicht mehr direkt an/in der Southbridge, sondern an einem Drittanbieter-Controller, der auch erstmal im BIOS aktiviert werden will.
- war hatte die Ersatzplatte – von der ich froh war, sie überhaupt gefunden zu haben – 40 GB groß. Und damit fingen die Probleme erst richtig an: Denn der Meßrechner besteht sozusagen stilecht zum NT 4.0 aus Uralthardware in Form eines Asus-P5A-Mainboards mit AMD-K6-Prozessor darauf. (Sockel 7 – kennt den noch jemand?) Dieses Mainboard ist derart alt, daß es von Festplatten >32 GB schlicht nichts wissen will und sich beim Booten einfach aufhängt. Die älteren unter meiner werten Leserschaft erinnern sich vielleicht noch dunkel an die 32-GB-Hürde.
Wie’s der Teufel so will, hat die Festplatte natürlich auch keinen 32-GB-Begrenzungsjumper (ja, liebe Kinder, sowas hat’s früher auch mal gegeben ;)). Also Google anwerfen, ob’s für das Board evtl. ein BIOS-Update gibt. Tatsächlich, es gibt eines, das das 32-GB-Problem behebt. Offiziell als „Beta“ deklariert, aber sei’s drum. Damit war die Nostalgie dann perfekt, denn ich mußte mir erstmal eine DOS(!)-Boot-Diskette(!!) erstellen, um damit dann das BIOS-Update flashen zu können. Ich kann mich gar nicht mehr erinnern, wann ich das zuvor das letzte Mal gemacht habe…
Entgegen meiner Befürchtungen funktionierte das BIOS-Update sogar, wodurch der Meßrechner nun auch mit der 40-GB-Platte klarkam. Blieb noch Problem Nummer - Denn IDE-Platten wollen ja auch noch als Master oder Slave konfiguriert werden. Nachdem die Wechselplatte logischerweise die einzige IDE-Platte im Büro-Rechner des Kollegen ist, muß sie dort als Master laufen. Allerdings war der Wechselrahmen im Meßrechner auf Slave gestöpselt und an „Cable Select“ war auch nicht zu denken. Also „mal eben schnell“ auch noch im Meßrechner die Wechselplatte und das CD-ROM-Laufwerk an den IDE-Controllern durchrotieren, bis die Wechselplatte dort schließlich ebenfalls als Master lief.
Fazit: Nach längeren Basteleien ist das Ziel erreicht, jetzt sollte alles wie gewünscht funktionieren. Allerdings merkt man, wenn man nach jahrelanger Abstinenz wieder mit IDE, DOS-BIOS-Updates usw. herumhantieren muß, wie verdammt komfortabel doch moderne Hardware mit S-ATA, USB und im laufenden Betrieb flashbaren BIOSen ist.