Zwischen all den Hiobsbotschaften aus der Wirtschaft und den größeren und kleineren Katastrophen schob sich gestern tatsächlich eine gute Nachricht durch die Medienlandschaft: Das Bundesverfassungsgericht hat gestern die bereits teilweise eingesetzten Nedap-Wahlcomputer für verfassungswidrig erklärt.
Ich sage: gut so! Denn was hilft mir als Bürger ein Wahlcomputer, auf dem ich zwar nach 60s Schach spielen kann, ich mir aber nicht sicher sein kann, ob meine Stimme auch wirklich richtig gezählt wird? Dabei soll es an dieser Stelle gar nicht um den Inhalt der Wahl, also die mehr als desolate deutsche Parteienlandschaft gehen. Das ist ein weiteres, sehr düsteres Kapitel für sich.
Denn bei der traditionellen Wahl mit Stimmzettel und Stift kann ich, wenn ich das möchte, bei der Stimmauszählung zuschauen und zumindest ansatzweise sehen, daß hier alles mit rechten Dingen zugeht. Und genau diese Möglichkeit ist bei Wahlcomputern in der gegenwärtigen Form nicht gegeben, da Nedap Hard- und Software zum Betriebsgeheimnis erklärt haben und entsprechend auch die Baumusterprüfung der PTB sehr allgemein gehalten. Dabei sollte es sich eigentlich herumgesprochen haben, daß „security by obscurity“ selten ein tragfähiges Sicherheitskonzept gibt.
Das spezielle Szenario der Wahlcomputer (direkter Zugang durch zahlreiche Personen während der Wahl bei gleichzeitig 100%ig vertrauenswürdigem Schutz sowohl der Hardware als auch der Software und der gespeicherten Stimmdaten) halte ich ohnehin für nur sehr schwer sicher beherrschbar. Gerade da sollten aber die verwendeten Verfahren und Komponenten glasklar öffentlich gemacht werden, damit sich gegebenfalls auch jeder von der Richtigkeit dieser Dinge überzeugen kann. Denn selbst wenn man niemandem der Beteiligten böse Absichten unterstellt, bleibt bei solch komplexen System immer noch genug Raum für versehentliche Fehler und Pannen. Dem kritischen Bürger werden in diesem Zusammenhang sicherlich Blüten deutscher Hochtechnologie wie Toll Collect oder das OPAL-Debakel einfallen…
0 comments on “Die Wahl gewonnen”
1 Pings/Trackbacks für "Die Wahl gewonnen"
[…] In der Vergangenheit waren’s die Wahlcomputer der niederländischen Firma „Nedap“, deren Verwendung in Deutschland ich sehr kritisch gegenüber stehe. Aktuell ist es die jüngst in den Niederlangen eingeführte Straßenmaut mit GPS-Abrechnung, von […]