Erfahrungsbericht Royaltek RGM-3800

Mitinitiiert durch die Newsgroup de.alt.technik.gps hat Dirk Haase kürzlich dankenswerterweise einen GPS-Vergleichstest im Hinblick auf verschiedene GPS-Empfänger-ICs gemacht, zu dem ich leihweise meinen GPS-Datenlogger Royaltek RGM-3800 beigesteuert hatte. Nachdem Dirk inzwischen seine Testergebnisse online hat, möchte ich hier einen kleinen Erfahrungsbericht zum RGM-3800 schreiben.

Gekauft habe ich mir den RGM-3800 schon Ende März 2008. Anstoß für den Kauf war der Wunsch, meine (Digital)-Fotos sauber geocodieren zu können. Dafür suchte ich einen Datenlogger, der einerseits möglichst guten GPS-Empfang bieten, andererseits preiswert sein sollte, wofür ich auf sonstigen Schnickschnack verzichten konnte. Dadurch fiel die Wahl sehr schnell auf den Royaltek RGM-3800 mit dem bekannt guten GPS-Empfänger SiRF3.

Royaltek RGM-3800 auf seinem Stammplatz an meiner Fototasche
Royaltek RGM-3800 auf seinem Stammplatz an meiner Fototasche

Lieferumfang und Äußeres

Der RGM-3800 wird mit wenig, aber ausreichendem und sinnvollem Zubehör geliefert: Einem USB-Datenkabel und einem kurzen Lederbändchen mit Metall(!)-Karabiner daran, mit dessen Hilfe man den Logger bequem an der Fotoausrüstung oder an der Kleidung befestigen kann sowie einer Schnur, mit deren Hilfe man das Gerät um den Hals gehängt tragen kann. Außerdem wird eine CD mitgeliefert, die das Handbuch als PDF, einen Treiber, ein Software-Tool zum Datendownload und Konfigurieren des Loggers sowie die Locr-Software zum Geotagging von Fotos enthält. Leider gibt es die beiden Programme nur in Windows-Versionen, so daß Linux- und Apple-Nutzer hier in die Röhre schauen.

Update: Es gibt auch drei Opensource-Lösungen zum Herunterladen der Daten: Je ein C-, Java- ein Python-Programm, alle verlinkt im OSM-Wiki-Artikel zum RGM-3800.

Das Gehäuse des Loggers kommt in einer Art weißer „iPod-Klavierlack“-Optik daher, was nicht jedermanns Geschmack ist. Ich für meinen Teil hätte beispielsweise ein dezentes Grau oder Schwarz bevorzugt.
Möchte man mit dem RGM-3800 eine Autofahrt aufzeichnen und legt das Gerät dazu an die dafür am besten geeignete Stelle, nämlich auf das Armaturenbrett unmittelbar hinter der Windschutzscheibe, sorgt das geringe Gewicht des Royaltek zusammen mit dem glatten Kunststoffgehäuse dafür, daß der Logger bei Kurvenfahrten gerne unkontrolliert hin und her rutscht. Einfache, billige und schnelle Abhilfe schafft hier jedoch ein einfaches Gummiband, das man um das Gehäuse wickelt.
Offiziell ist das Gehäuse zwar nicht spritzwassergeschützt oder ähnliches, aber da der Batteriefachdeckel ziemlich paßgenau sitzt und auch Taster und USB-Schnittstelle mit Gummikappen geschützt sind, sollte das Gerät eigentlich auch kräftige Regengüsse unbeschadet überstehen. Die einzige Schnittstelle zur Außenwelt besteht in der bereits genannten USB-Schnittstelle, die als Mini-USB-Buchse ausgeführt ist.

Aktuell beginnen die Preise für einen neuen RGM-3800 übrigens bei ca. 60,– € auf eBay.

Energieversorgung und Laufzeit

Der Royaltek RGM-3800 benötigt zum Betrieb zwei Stück AAA-Batterien bzw. Akkus. Einerseits ist das praktisch, weil man so auf handelsübliche Standardakkus zurückgreifen kann und sich auch im Urlaub und/oder als Notlösung auch mit normalen Batterien aushelfen kann. Andererseits hat das aber den Nachteil, daß AAA-Zellen längst nicht die Kapazität von modernen Lithium-Ionen-Akkus liefern – und da der SiRF3-IC eine relativ hohe Stromaufnahme hat, reicht eine Akkuladung leider nur für maximal 8–10 Stunden Betrieb (abhängig von Qualität und Kapazität der Zellen – Update: im OSM-Wiki gibt es dazu eine Tabelle mit diversen Erfahrungswerten). Wenn man den RGM-3800 als GPS-Maus betreibt, kann man ihn aber auch via USB versorgen, Batterien/Akkus müssen dafür gar nicht erst eingelegt sein. Laden kann man Akkus auf diesem Weg aber nicht.

Bedienung

Die Bedienung des Geräts ist denkbar einfach: Es besitzt nur einen einzigen Taster, der zum Ein- und Ausschalten dient, sowie einer mehrfarbigen LED, welche die Betriebszustände (GPS-Erfassung, Logging aktiv, Akku leer, Speicher voll) anzeigt. Leider ist ausgerechnet das grüne Leuchten der LED, welches den Zustand „Logging aktiv“ – bzw. grünes Blinken für „GPS-Erfassung“ – signalisiert sehr schwach, so daß man es bei Tageslicht praktisch nicht erkennen kann, ohne die LED stark mit einer Hand abzuschatten. Etwas besser ist da das rote Blinken der Anzeige („Akku leer“). Das ist auch bitter nötig, denn sobald die LED anfängt rot zu blinken, werden keine Datenpunkte mehr gespeichert.

Was wird gespeichert und was kommt raus?

Mittels des bereits erwähnten Softwaretools kann man den Royaltek RGM-3800 mitteilen, was und wie oft er speichern soll. Zur Verfügung stehen fünf Stufen des Datenspeicherumfangs:

  • Stufe 1: Zeit (GPS-typisch als UTC), aktuelle Länge und Breite
  • Stufe 2: wie Stufe 1, zusätzlich die Höhe (prinzipbedingt leider relativ ungenau)
  • Stufe 3: wie Stufe 2, zusätzlich die Geschwindigkeit
  • Stufe 4: wie Stufe 3, zusätzlich die zurückgelegte Entfernung
  • Stufe 5: wie Stufe 4, zusätzlich Kurs, DOP und Informationen zu den empfangenen Satelliten.

(Mir persönlich fehlt dabei eine Detailstufe, die nur Uhrzeit, Position und DOP umfaßt, aber das ist Geschmackssache.)

Dabei ist zu beachten, daß die Gesamtmenge des Speichers im Gerät konstant ist und beim Speichern von mehr Informationen pro Datenpunkt insgesamt weniger Datenpunkte in den Speicher passen. Allerdings reicht bereits die erste Stufe im Prinzip aus, um Fotos geocodieren zu können.

Zum Thema Gesamtspeicherkapazität kann ich allerdings keine wirklich konkreten Zahlen liefern. Royaltek selbst schweigt sich aus, die c’t nennt in ihrem Vergleichtest von 2008 nur „>40.000 Punkte“ (allerdings auf keinen konkretes Daten-Detailniveau bezogen) und ich selbst habe es nie wirklich systematisch ausprobiert. Auf Grund meiner Erfahrungen in der Vergangenheit würde ich aber schätzen, daß bei „Maximalspeicherung“, also Detailstufe 5 und einem Speicherintervall von 1s um die 40 Stunden gespeichert werden können. Das läßt sich natürlich noch steigern, in dem man eine geringere Detailstufe und/oder ein größeres Speicherintervall wählt (was beides immernoch absolut ausreichende Ergebnisse zum Fotocodieren liefert). Damit wäre dann bei einem mehrtägigen Trip in die Wildnis, fernab der Zivilisation eher die Energieversorgung als der Datenspeicher der begrenzende Faktor.

Update: Ebenfalls im OSM-Wiki findet man auch eine detaillierte Tabelle mit Angaben über die Speicherkapazität des Loggers. Dabei ist unter anderem zu lesen, daß bei der höchsten Detailstufe 139.776 Trackpunkte gespeichert werden können, was bei einem 1-s-Intervall einer Dauer von 38,8 Stunden und somit relativ gut meiner Schätzung entspricht. 🙂 Außerdem kann man dort lesen, daß z.B. bei der geringsten Detailstufe sage und schreibe 699.008 Datenpunkte in den Speicher passen, was bei einem fünfsekündigen Loggingintervall immerhin gut 40 Tagen(!) Dauerbetrieb entspräche.

Das Loggingintervall, also die Zeit zwischen dem Speichern von zwei Datenpunkten, kann man zwischen 1s und 60s einstellen, andere Intervalle (also beispielsweise nach einer bestimmten zurückgelegten Entfernung) sind nicht möglich. Bei jedem Einschalten des Loggers wird dabei ein neuer Track begonnen.

Zum Einstellen dieser Dinge ist, wie gesagt, die Verwendung der mitgelieferten Windowssoftware zwingend erforderlich, direkt am Gerät ist dies nicht möglich. Diese Software dient auch zum Herunterladen der gespeicherten Tracks, wobei die Daten in NMEA-Dateien geschrieben werden. Optional können zusätzlich noch TXT-Dateien mit ausgegeben werden, welche die Angaben aller Datenpunkte in einer für Menschen besser lesbaren Form enthalten.
Die von mir bevorzugte Software zum Geotagging von Fotos Geosetter kann diese NMEA-Dateien dankswerterweise direkt lesen; will man sich die aufgezeichneten Tracks dagegen zum Beispiel in Google Earth anschauen, muß man sie erst mit einem Konverter ins KML– bzw. KMZ-Format übertragen.
Stellt man, wie ich, den größten Speicherumfang sowie ein 1s-Intervall ein, können die so entstehenden NMEA-Dateien übrigens schon nach wenigen Stunden mehrere Megabyte groß werden. 🙂

Firmware-Updates

Royaltek bietet auf der Firmenhomepage stets die aktuelle Firmware zum Herunterladen an, die man bequem per USB-Kabel und mitgeliefertem Flashtool (ebenfalls nur für Windows) in das Gerät einspielen kann. Das sollte man auch unbedingt tun, denn Royaltek hat echte Entwicklungsarbeit in die Firmware gesteckt: Beispielsweise boten sehr frühe Firmware-Versionen nur die Speicher-Detailstufen 1–3 und Loggingintervalle von 5–60s. Außerdem hatte ich zeitweise eine Firmware-Version, die mit einem lästigen Bug behaftet war, welcher dafür sorgte, daß beim Herunterladen der Daten vom jeweils letzten Track unmotiviert das Ende abgeschnitten wurde. Dieser Fehler scheint aber in der aktuellen Firmwareversion „HN00320105“ behoben zu sein.
Im Firmware-Download enthalten ist auch immer die aktuellste Version des Datendownload- und Konfigurations-Tools, welche man ebenfalls benutzen sollte, da ältere Versionen hier ebenfalls möglicherweise nicht den vollen Funktionsumfang (vgl. Speicher-Detailstufen) bieten.

Betrieb als GPS-Maus

Der Royaltek RGM-3800 bietet die Möglichkeit, das Gerät auch als GPS-Maus, also sozusagen Live-GPS-Empfänger für Computer zu nutzen. Die Anbindung geschieht dabei wie bereits geschrieben über die USB-Schnittstelle. Standardmäßig scheint der RGM-3800 dabei das SiRF-eigene Binärdatenprotokoll zu liefern, zumindest konnte ich nach einiger Fummelei SiRF-Demo zur Anzeige der Live-Daten aus dem RGM-3800 ermuntern. Angeblich kann man das Gerät auch so umkonfigurieren, daß es statt der Binärdaten NMEA-0183-Daten ausgibt, allerdings ist mir das bislang nicht gelungen – jedenfalls nicht so, daß zum Beispiel Netstumbler damit klar gekommen wäre.

Empfangsqualität

Kommen wir nun zum wichtigsten, der Qualität der aufgezeichneten Tracks. 🙂 Wie auch der Test von Dirk zeigt, liefert der SiRF3-Chip, obwohl er schon einige Jahre alt ist, immer noch eine Empfangsqualität, die mit denen aktueller Empfänger problemlos mithalten kann. Das deckt sich auch mit meiner persönlichen Erfahrung, wie beispielsweise das folgende Bild zeigt:

RGM-3800-Track im Wald
RGM-3800-Track im Wald

Es handelt sich dabei um einen aufgezeichneten Spaziergang, hin und zurück, auf einem Weg, der durch teils dichten Wald führt. Der Tatsache, daß der Track stellenweise vom eingezeichneten Weg abweicht, würde ich dabei nicht viel Bedeutung beimessen, schließlich ist nicht sichergestellt, daß Googles Koordinaten dafür 100%ig exakt sind. Wie man aber sieht – und das ist für mich der entscheidende Punkt – liegen Hin- und Rückweg vergleichweise gut übereinander, was für einen gute Aufzeichnungsqualität spricht.

Als weiterer Pluspunkt schafft es der RGM-3800 nach einem „Kaltstart“ zumindest subjektiv deutlich schneller eine erste Positionsbestimmung hinzubekommen als der GPS-Empfänger in meinem Navigon Auto-Navi.

Allerdings darf man auch von einem SiRF3 keine Wunderdinge erwarten. Beispielsweise kommt er mit Mehrwegeausbreitung der GPS-Signale nur eingeschränkt klar, wie der folgende Track aus Tokioter Straßenschluchten zeigt:

RGM-3800-Track aus der Tokioter Innenstadt
RGM-3800-Track aus der Tokioter Innenstadt

Ich kann versichern, daß ich nicht in unkoordiniertem Zickzack quer über die Straßen und durch Häuser gelaufen bin. 😉

Außerdem hat der SiRF3 leider die Tendenz, relativ stark streuende bzw. driftende Meßwerte zu liefern, wenn sich der Empfänger eigentlich in Ruhe befindet. Das kann nachteilig sein, wenn man beim Fotografieren längere Zeit an einem Fleck verweilt. Hier wird dann beim anschließenden Geocodieren der Fotos eventuell manuelle Nachbesserung nötig.

Fazit

Nach fast eineinhalb Jahren Nutzung des Royaltek RGM-3800 kann ich sagen, daß sich der Kauf für mich definitiv gelohnt hat. Trotz der hier beschriebenen Macken ermöglicht das Gerät bequemes und einfaches GPS-Logging und in Folge davon in Kombination mit Geosetter sehr komfortables Geocodieren von Fotos. Ich möchte den Royaltek auf Fototouren nicht mehr missen und sehe momentan auch keinen Grund zu einem anderen Logger mit anderem, neuerem GPS-Empfänger-Chip zu wechseln.

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