Ausgeglüht

Vor einiger Zeit hatte ich ja bereits schon einmal über das damals anstehende Glühlampenverbot der EU geschrieben. Seit letzter Woche ist die Angelegenheit nun leider beschlossene Sache, bereits ab September diesen Jahres dürften in der EU nicht nur keine Glüh- oder Halogenlampen mit einer Leistung größer-gleich 100 W, sondern auch pauschal keinerlei matten Glüh- oder Halogenlampen mehr verkauft werden.

Kein Widerstand

Dabei überrascht mich – unter anderem – welch ein geringes Echo in Medien und Bevölkerung das Thema bislang hervorgebracht hat. Ich frage mich, woran das liegt. Sind sich die meisten Leute der Tragweite dieser Regelung einfach nicht bewußt? Immerhin sind zum Beispiel in sogenannten Deckenflutern sehr oft Halogenbrennstäbe mit einer Leistung über 100 W eingebaut – diese Brennstäbe dürfen ab dem 1. September 2009 nicht mehr verkauft werden, „legalen“ Ersatz gibt es schlicht nicht. Das bedeutet letztendlich nichts anderes, daß man die komplette Lampe wegwerfen muß, wenn der Brennstab darin kaputt geht.

Oder ist es Resignation? Sind weite Teile der Bevölkerung wirklich schon derart desillusioniert, daß sie klaglos auch wirklich jede Suppe auslöffeln, die ihnen von der Politik auf den Tisch gestellt wird? Ich hoffe nicht.

Als dritte Möglichkeit käme noch ein Phänomen in Betracht, daß mir im Zusammehang mit Fernsehern aufgefallen ist, nämlich, daß viele Menschen anscheinend nicht mehr in der Lage sind, etwas bewußt zu sehen: Schließlich wurden und werden brutal verzerrte 4:3-Fernsehbilder auf 16:9-Flachbildfernseher als Selbstverständlich hinkommen. Kommentar des Fernsehhändlers meines bis dato geringsten Mißtrauens dazu: „Da gewöhnt man sich dran.“ Noch vor ein paar Jahren wären derlei verzerrte Bilder bei einem Fernseher glasklar ein Reklamationsgrund gewesen.

Aber ich schweife ab, dieses Thema wäre einen separaten Blogeintrag wert. Um zum ursprünglichen Thema zurückzukommen: Könnte es sein, daß den meisten Menschen wirklich nicht auffällt, daß LED- und 08/15-Energiesparlampen ein völlig unnatürliches und zur gemütlichen Wohnraumbeleuchtung völlig ungeeignetes Licht ausstrahlen? Möglich wär’s…

Kollateralschäden

Von der ganzen bisherigen Problematik abgesehen, zieht die Sache aber auch Konsequenzen nach sich, die mir bis vor kurzem gar nicht bewußt waren: Beispielsweise fotografiere ich meine Modelle derzeit in einem improvisierten Kellerstudio mit Dauerlicht: Zwei Baustrahler à 500 W indirekt gegen die Decke als Grundlicht, dazu eine kleine Klemmlampe mit 60-W-Halogenlampe darin als variables Spitz- bzw. Akzentlicht. Funktioniert wunderbar und mit wachsender Erfahrung in der Lichtführung kommen, denke ich, inzwischen auch ganz akzeptable Ergebnisse dabei heraus.

Nun ist es so, wie ich weiter oben schon geschrieben habe: 500-W-Brennstäbe gibt’s bereits ab 1. September 2009 hierzulande nicht mehr zu kaufen, das heißt, wenn der letzte der bevorrateten Ersatzbrennstäbe verbraucht ist, stehe ich dumm da. Die technisch einzige sinnvolle Alternative wäre eine Studioblitzanlage. Nur kostet so eine Blitzanlage mit zwei bis drei Blitzen, wenn es denn etwas brauchbares sein soll, mindestens 700–1000,- Euro mit nach oben offenen Grenzen. Meine zwei Baustrahler nebst Klemmleuchte dagegen haben deutlich unter 100,- Euro gekostet. Zahlt mir die EU die Differenz oder ersetzt sie mir wenigstens die Investition, die sie mir indirekt vernichtet? Wohl eher nicht.

Übrigens liegt meiner Meinung nach genau an dieser Stelle der Hase im Pfeffer: Ich habe den überaus dringenden Verdacht, daß das Glühlampenverbot schlicht eine Folge von massiver Bestechung bzw. Einflußnahme der Elektroindustrie ist, um sich Milliardengewinne durch teurere Leuchtmittel und neue Lampen (siehe oben) zu sichern.

Um auf mein Hobbyfotostudio zurückzukommen: Da ist das Glühlampenverbot übrigens ein energetisches Nullsummenspiel. Als Räumlichkeit dafür nutze ich nämlich einen eigentlich unbeheizten Kellerraum, in dem bei Bedarf ein elektrischer Heizlüfter für Wärme sorgt. Also würde die Menge elektrischer Energie, die ein Verzicht auf Halogenlampen einsparen würde, einfach 1:1 in den Heizlüfter fließen, denn was die Lampen nicht an Wärme abstrahlen (und das tun Fotoblitze eben nicht nennenswert), muß der Heizlüfter aufbringen.

Ein Ausweg?

Was bleibt einem also angesichts der Lage ab September zu tun? Ich für meinen Teil werde es mit zivilem Ungehorsam versuchen. Denn (noch) sind weder die Schweiz noch Norwegen Mitglied der EU, mithin als vom Glühlampenverbot nicht betroffen. In Zeiten von Internetversandhandel sollte es doch mit dem Teufel zugehen, wenn man sich zukünftig seine Glühlampen nicht einfach in einem dieser Länder bestellen und zuschicken lassen könnte…

Update: Inzwischen wurde ich darauf hingewiesen, daß die Schweiz bereits zum 01.01.2009 einen Großteil der fraglichen EU-Verordnung freiwillig umgesetzt hat. 🙁

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