Es hat sich ja inzwischen so eingebürgert, daß unsere lieben Politiker immer dann besonders effizient arbeiten, wenn sie einen kapitalen Hirnfasching ausbrüten. So auch gestern: Da hat die EU-Komission nämlich zügig und ohne viel Aufhebens in der Öffentlichkeit beschlossen, beginnend 2009 Glühbirnen – bzw. richtiger „Glühlampen“ – europaweit zu verbieten. Begründet wurde das mit einem enormen Energiesparpotential.
Aufschlußreich kann hier allerdings ein Blick auf Zahlen sein: Laut dem BDEW, dem Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft e.V. wurden im Jahr 2007 26% des elektrischen Stromes in Privathaushalten verbraucht. Nach diversen anderen Quellen, z.B. dieser hier, liegt der Anteil des Stromverbrauches, der in privaten Haushalten für Beleuchtung verwendet wird, bei ca. 15%. Damit ergibt sich, daß der Strom, der in Privathaushalten für Beleuchtungszwecke verwendet wird, nur knapp 4% des gesamten Stromverbrauches in Deutschland entspricht.
Die Beleuchtung in der Industrie kann hier getrost vernachlässigt werden, denn hier kommen schon seit Jahrzehnten fast ausschließlich Leuchtstofflampen (vulgo „Neonröhren“), Gasentladungslampen u.ä. zum Einsatz. Ähnliches gilt für Straßenbeleuchtung und dergleichen. Zudem darf man sich nicht der Illusion hingeben, daß diese 4% Energieverbrauch ersatzlos entfielen, wenn man Glühlampen verböte: Zum einen sind natürlich heute schon Leuchtstoffröhren und Energiesparlampen in Haushalten im Einsatz, deren Energieverbrauch sich durch das Glühlampenverbot nicht ändern wird. Zum anderen sinkt der Energieverbrauch auch beim Austausch einer Glühlampe nicht auf 0, da ja der entsprechende Ersatz (Energiesparlampe…) ebenfalls Energie benötigt – wenn auch weniger.
Zum Hirnfasching addieren sich noch weitere Faktoren: Beispielsweise sind Energiesparlampen selbst auch keine „Umweltengel“, denn sie enthalten hochgiftiges Quecksilber sowie ebenfalls recht schadstoffträchtige Elektronik, die (energie)aufwendig produziert und nach ihrem Ableben auch wieder entsorgt werden muß. Darüber hinaus bieten Energiesparlampen trotz Bemühungen (und gegenteiliger Behauptungen) der Lampenhersteller immer noch kein wirklich glühlampen-ähnliches Licht – LED-Lampen noch weniger. Auch dahingehende Probleme, daß Energiesparlampen nach dem Einschalten einige Minuten benötigen, um die volle Leuchtstärke zu erreichen, sind noch nicht wirklich gelöst. Zwar werben die Hersteller mit „Schnellstart“-Fähigkeiten von Lampen, jedoch gilt dies nur für fabrikneue Exemplare. Mit zunehmendem Alter, wobei Energiesparlampen bekanntlich ein höheres solches erreichen als Glühlampen, läßt das Schnellstartverhalten allerdings auch bei Markenware merklich nach.
Mein Fazit der ganzen Sache: Hauptsächlich Aktionismus, der wenig bringt und wahrscheinlich auch eher von Lobbyarbeit seitens der Lampenhersteller denn vom „grünen Gewissen“ der EU-Komissare getragen wird.
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