OK, zugegeben, eigentlich gleichen sich nicht die Bilder, sondern lediglich die Entstehungsgeschichten.
Christian lamentiert nun schon das zweite Mal innerhalb von drei Tagen, wie hart doch das Leben von Fotografen sei: Unzureichende Ausrüstung, die mit stockdunkler Nacht nichts anzufangen wisse, lästiger Regen und durchwachte Nächte. Das hat mich dazu angespornt, diese widrigen Umstände mal wieder selbst zu testen und nachzuvollziehen.
Die Gelegenheit war günstig: Durch Zufall hatte ich herausgefunden, daß in der Nacht von Freitag auf Samstag der erste von zwei Turmdrehkranen, die in den letzten zweieinhalb Jahren geholfen hatten, den Darmstädter Hauptbahnhof von Grund auf zu sanieren (was wirklich dringend nötig war), demontiert werden sollte. Wegen des dadurch stark eingeschränkten Passagieraufkommens natürlich nachts. Dummerweise stand mir dazu – im Gegensatz zu Christians einstelligen Digital-EOSen – nur meine digitale Kompaktknipskiste zur Verfügung, die ungefähr bei ISO 200 zum formschönen und vollendetem (Bild-)Rauschgenerator mutiert. Und um das Szenario zu komplettieren, hatte der Wetterdienst starke Regenschauer angekündigt. Kurzum: Es versprach, ein schöner Abend zu werden.
Gemessen an diesen Voraussetzungen waren die Ergebnisse dann aber doch teilweise brauchbar. Denn auch mit Digital-Kompaktkameras läßt sich die Nacht überstehen, wenn man den Luxus von sich nicht bewegenden Motiven hat, und man daher trotz ca. EV0 mit minimalen ISO-Einstellungen arbeiten kann:
Wenn sich dann aber doch irgendwer oder irgendwas im Bild bewegt, hat man halt Pech gehabt:
Nachdem ich also die Dunkelheit einigermaßen im Griff hatte, mußte ich mich dem mehr oder weniger dauerhaft fallenden Regen auseinandersetzen. Mir selbst hätte ja vermutlich eine Regenjacke gereicht, bei meiner Kamera hatte ich dann doch gewisse Bedenken. Zumal, wenn man qua definitionem fast dauernd nach oben fotografiert und so die Frontlinse zum idealen Regentropfenlandeplatz wird. Eine Frontlinse, wohlgemerkt, die so klein ist, daß man sie bereits mit drei Regentropfen vollständig unter Wasser setzen kann. Lange Rede, kurzer Sinn: Mir blieb nur der Einsatz des mitgebrachten Regenschirms übrig, der sich aber durchaus auch als hinderlich erweisen kann, wenn man versucht, gleichzeitig besagten Schirm zu halten und beispielsweise ein Stativ auf- und abzubauen.
Zum Schluß, sozusagen als Trost für Christian noch ein ungefiltertes Beispiel für die herausragende RauschBildqualität, die meine Knipse bei ISO800 hervorbringt:
(Entstanden gegen halb zwei Uhr nachts, etwa eine halbe Stunde, bevor ich mich nach Hause verkrümelte.)
Und falls sich jemand fragt, was diese Geschichte in diesem Blog zu suchen hat: Der eine oder andere mag angesichts dieser Erzählung mir Hirnfasching unterstellen. Ein bißchen Selbstironie ab und zu muß schließlich auch sein. 🙂
Nun ja, da Fotografie ja so ungefaähr “Licht malen” bedeutet, dann ist das Ansinnen des “Grafierens” bei Abwesenheit des “Photos” schon ein bisschen Hirnfasching. Von daher passt das hier perfekt rein.
BTW, nette Bilder. Und ein Stativ und bewegungslose Motive tun da echt gut dabei. Wobei der huschende Geist in der grellgelben Warnweste macht dieses Bild doch erst zum Bildnis… ab und zu muss es auch mal unscharf sein…