Während meiner „Darmstädter Zeit“ war ich gut zehn Jahre werktäglicher Bahnpendler. Die damit einhergehenden Probleme haben dafür gesorgt, dass ich seit jener Zeit eine fundamentale Ablehnung der Bahn gegenüber. Nun ist es aber so, dass mein derzeitiger Arbeitgeber seine Mitarbeiter dazu ermuntert, für Dienstreisen möglichst umweltfreundliche Alternativen – de facto also die Bahn – zu benutzen. Da Reisezeit dankenswerterweise 1:1 als Arbeitszeit zählt und ich somit leicht überspitzt gesagt fürs Rumstehen auf Bahnhöfen bezahlt werde 😉 und mein Arbeitgeber überdies bei entsprechend nachgewiesenem Bedarf auf problemlos BahnCards zahlt, lasse ich mich seit inzwischen drei Jahren zumindest für Dienstreisen wieder auf Bahnfahrten ein.
Seit ich das mache, führe ich auch Buch über meine Bahnfahrten, um einen gewissen Überblick zu behalten. Dieses Jahr (2021) waren es in Summe 16 Bahnfahrten. Und was soll ich sagen – das Ergebnis war einmal mehr erschütternd. Ich habe es ‘mal in einem kleinen Diagramm zusammengefasst:
Zur Erklärung:
- Grün sind Fahrten, bei denen alles komplett störungsfrei lief.
- Gelb sind Fahrten mit kleineren Problemchen wie zum Beispiel geänderte Wagenreihungen, nicht funktionierendes WLAN im Zug und wieder aufgeholte Verspätungen
- Rot sind Fahrten mit größeren Problemen wie Verspätungen im Bereich von 10–15 min, gesperrte Wagons in denen sich eigentlich der reservierte Sitzplatz befunden hätte etc.
- Dunkelrot sind Fahrten mit massiven Problemen, hauptsächlich Verspätungen >15 min
Selbst wenn man also mit hinreichend Langmut die „gelbe Fahrten“ als „noch OK“ einstuft, waren es trotzdem nur gut ein Viertel(!) aller meiner Bahnfahrten im Jahr 2021, die in diesen Bereich fallen. Ein Viertel, also bei vier Fahrten gab es sogar massive Probleme, konkret Verspätungen zwischen 30 und 60(!) Minuten.
Und was eigentlich noch schlimmer ist: es wird nicht besser, sondern schlechter. Hier ‘mal zum Vergleich die Ergebnisse aus den vorherigen beiden Jahren:
Und wer jetzt vielleicht einwenden möchte, dass ich 2021 weniger mit der Bahn gefahren sei und dabei einfach nur statistisch Pech gehabt hätte: au contraire – sowohl die Anzahl der Fahrten an sich als auch die mit der Bahn zurückgelegte Strecke haben in diesen drei Jahren zugenommen.
Nun ist es ja so, dass allerorten die Rede von Klimawandel ist und dass man dringend unter anderem eine Verkehrswende bräuchte, um den menschengemachten Klimawandel (hoffentlich) noch irgendwie aufhalten zu können. Ein erheblicher Teil einer solchen Verkehrswende wäre auch der Wechsel von Straßen- hin zu Bahnverkehr, was zweifelsohne umweltfreundlicher wäre. Nur – wie soll das in der Praxis funktionieren, wenn die Bahn bei ihrer Leistungserbringen so kläglich versagt und damit unfassbar unattraktiv als mögliche Alternative zum Autofahren wird? Der frischgebackene Ampel-Verkehrsminister Volker Wissing hat hier eine schier gigantische Aufgabe vor sich.