Kürzlich bekam ich einen „elektronischen Patienten“ in Form eines TrekStor SurfTab Xintron i7.0 auf den imaginären OP-Tisch. Das Tablet war mit eingestecktem USB-Kabel vom Tisch gefallen, wodurch die USB-Buchse beschädigt wurde. Da das Gerät zum einen einen fest eingebauten Akku hat, der sich zum anderen nur über den USB-Anschluss aufladen lässt, war das Tablet somit de facto ein Totalschaden. Da entsprechend rein praktisch nicht mehr viel kaputtgehen konnte, habe ich mich an einer Reparatur versucht. 🙂 Hier ist der Bericht dazu.
Die Anamnese
Auf den ersten Blick sah das Tablet gar nicht so schlecht aus. Auf den zweiten Blick sah man allerdings die beschädigte USB-Buchse. Außerdem war durch den Sturz das Tablet an einer Ecke „aufgeplatzt“.
Das „Innenleben“ der USB-Buchse war herausgefallen, aber noch vorhanden. Die Größe dieses Fragmentes lies bereits erahnen, dass die Reparatur wohl fummelig werden würde – die Bauform dieser Buchse heißt ja auch nicht umsonst „Micro-USB“. 😉
Öffnen des Gerätes
Beim Öffnen des Tablets kam mir zugute, dass, wie gesagt, eine Ecke durch den Sturz aufgeplatzt war. Dadurch hatte ich direkt einen Anfangspunkt, an dem ich die Hebel zum Öffnen ansetzen konnte. Der Rückdeckel des Xintron ist rundum geclipst, es genügt also vorsichtiges Aufhebeln. Dazu habe ich kleine Plastikhebelchen verwendet, wie man sie im Dunstkreis der Handyreparatur zahlreich findet. Wer ein komplett geschlossenes Xintron i7.0 öffnen will, muss aufpassen: Rund um das Displayglas befindet sich ein schmaler Kunststoffrand, der mit dem Glas verklebt ist. Entsprechend darf man nicht versuchen, wie bei anderen Tablets das Display alleine heraus zu hebeln, sondern muss unterhalb dieses schmalen Randes ansetzen. Auf diesem Bild sieht man rechts, wie es sein soll, links hat sich das Displayglas vom Halterahmen gelöst. (So soll es nicht sein!)
Am Rückdeckel sind zum Glück keine Bauteile befestigt, das heißt, man kann ihn nach dem Loshebeln einfach abnehmen. Danach hat man relativ freie Sicht auf die „Innenereien“ des Tablets. Allerdings wird ein Großteil der Platine durch eine große, schwarze selbstklebende Folie verdeckt:
Man sieht aber bereits, dass die Kombination aus Schwerkraft und Hebelwirkung an der USB-Buchse ganze Arbeit geleistet hat:
Trotz großer Vorsicht beim Abziehen der schwarzen Klebefolie hob sich ein EMV-Schirmblech von der Platine ab. Das ist aber nicht weiter tragisch, das Blech lässt sich später einfach wieder aufstecken.
Danach liegt die Hauptplatine soweit offen…
…und man hat einen freien Blick auf die Hauptplatine. Dabei werden auch zahlreiche Kabel-Steckverbinder sichtbar (Pfeilmarkierungen auf dem folgenden Bild). Diese müssen reihum gelöst werden, um die Platine ausbauen zu können:
Ausbau der Hauptplatine
Sinnvollerweise zieht man zuerst den Stecker des Akkupacks (Markierung „1“ auf diesem Bild) ab, um zu verhindern, dass man bei den weiteren Arbeiten versehentlich Kurzschlüsse produziert und damit die Platine oder gar den LiIon-Akku beschädigt. Das folgende Bild zeigt den Stecker des Akkus, man kann ihn einfach nach oben abziehen. Da er eine leichte Rastverbindung hat, ist es vorteilhaft, unter den Kabeln einen kleinen Schlitzschraubendreher anzusetzen und den Stecker nach oben zu hebeln. Die Kabelfixierung mit gelber Klebstoffmasse, die man auf dem Bild sieht, war übrigens kein Problem, da sie auf der Platine kaum Klebkraft hatte. Der gleiche Typ Steckverbindung wird – allerdings nur zweipolig – auch an anderen Stellen auf der Hauptplatine verwendet.
Die beiden Kameras (Front- und Rückseitenkamera) sind mittels eines anderen Typs Steckverbinder mit der Hauptplatine verbunden. Auch diesen Steckertyp kann man durch einfaches Abziehen nach oben trennen. Im folgenden Bild sieht man im linken Bildteil unten den noch gesteckten Verbinder der Rückseitenkamera (linker Pfeil), der rechte Pfeil zeigt auf das Unterteil des Steckverbinders für die Frontkamera. Im rechten Bildteil sieht man das Gegenstück der Steckverbindung von unten.
Für das W-LAN sind zwei Antennen über kleine koaxiale HF-Stecker mit der Hauptplatine verbunden. Auch diese lassen sich einfach nach oben abziehen.
Mit dem vierten und letzten Typ Steckverbinder, den ich im Tablet gefunden habe, werden diverse Flachbandkabel mit der Platine verbunden. Hier ist das Lösen der Verbindung etwas trickreicher: Auf der „Rückseite“ der Buchse befindet sich eine kleine Hebelleiste. Diese muss mit einer Pinzette oder einem kleinen Schraubendreher zuerst nach oben geklappt werden. Erst danach kann man das Flachbandkabel nach „vorne“ aus der Buchse ziehen:
Unter dem Flachbandkabel der Frontkamera verbergen sich noch weitere Steckverbinder, die gelöst werden müssen:
Wenn alle Kabelverbindungen gelöst sind, lassen sich die beiden Schrauben, mit denen die Hauptplatine gehalten wird (Markierungen „2“ und „3“ auf diesem Bild), lösen und die Platine entnehmen.
Austausch der Buchse
Nachdem die Hauptplatine ausgebaut ist, kann man nun an den Tausch der Buchse gehen. Dabei hat sich das Auslöten der alten Buchse als deutlich anspruchsvoller erwiesen als ursprünglich erwartet. Irgendwie habe ich es insbesondere an den hinteren beiden Befestigungsbohrungen nicht geschafft, ausreichend Hitze in die alten Lötverbindungen zu bekommen, um die alten Lötzinnreste vollständig zu entfernen.
Dementsprechend sieht die Platine rund um die Position der USB-Buchse nach dem Auslöten derselben auch nicht wirklich schön aus.
Eine Ersatz-USB-Buchse habe ich mir bei eBay besorgt. Die war zwar als Ersatzteil für das Xintron i10.0 beschrieben, passte aber, Gleichteilstrategie sei Dank, auch in das hier vorliegende Xintron i7.0. Das Einlöten war übrigens auch nicht ganz so schön, weil die Kontaktbeinchen weitgehend vom Blech-„Gehäuse“ der Buchse überdeckt wurden und die Spitze meines Lötkolbens nur gerade so dazwischen passte, sodass ich quasi blind löten musste. Aufgrund der nicht 100%ig entfernten Lötzinnreste sitzt die neue Buchse leider auch um ein paar Zehntel Millimeter seitlich versetzt, sodass ein USB-Kabel beim Einstecken etwas hakelt. Aber zumindest funktioniert das Laden jetzt wieder.
Der Rest der Reparatur ist schnell beschrieben. Um es mit den Werkstattanleitungen von Mercedes zu sagen: „Zusammenbau in umgekehrter Reihenfolge.“ 😉